Von Manuela N. – P. 2

 

Der Wunschzettel

Gerda
Gerda

Müde strich sich das Christkind über die Augen. Schon 3245 Wunschzettel hatte es heute gelesen und bearbeitet, soeben machte sie die letzte Bestellung über eine Playstation 4 fertig und seufzte leise vor sich hin.
Es waren noch einige Wochen bis Weihnachten, aber schon jetzt kamen die Briefe, Mails und seit neuestem Tweeds in großen Mengen tagtäglich im Himmelsbüro an. Das Christkind nahm sich fest vor, mal mit dem Vorsitzenden der Weihnachtsengel zu reden, damit zumindest die Mails mit den völlig sinnlosen Wünschen im Spamfilter landen sollten.
Gerade als das Christkind Feierabend machen wollte, fiel ihr zwischen allen den Briefen ein besonderes Blatt auf. Es war nur auf Butterbrotpapier geschrieben und schon sehr zerknittert. Neugierig zog sie es aus dem Stapel und begann zu lesen. In zittriger Schrift stand da:
„Liebes Christkind, mein Name ist Maria, ich bin 83 Jahre alt und ich liege im Sterben. Ich weiß, daß bis Weihnachten noch viel Zeit ist, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich den 24. Dezember noch erleben werden, daher schreibe ich dir heute schon. Mein Leben war nicht immer einfach, aber wir, mein Mann Georg und ich, waren immer zufrieden. Nun habe ich mein Lebensende erreicht und der Abschied fällt mir nicht leicht. So viele Dinge wollte ich noch erledigen, so viele Worte noch sagen, aber nun rennt mir die Zeit wie Sand zwischen den Fingern davon.

Gerda und Dieter

Ich habe meinen geliebten Mann losgeschickt, damit er ein neues Zuhause für unsere Katze suchen soll. Ich weiß nicht, ob er Erfolg haben wird, denn er ist ja auch schon alt und ich glaube, er weiß gar nicht, wohin er gehen soll. Bitte liebes Christkind, hilf ihm dabei. Unsere alte Minka war sehr lange bei uns und immer mit dem wenigen zufrieden, daß wir gerne mit ihr geteilt haben. Georg kann sich nach meinem Tod leider nicht mehr um sie kümmern, er wird zunehmend vergesslicher. Liebes Christkind – sorge für meine Minka und natürlich auch für meinen Georg. In tiefer Dankbarkeit – Deine Maria“.
Lange betrachtete das Christkind den Brief und war von diesen einfachen Worten sehr berührt. Fieberhaft fing sie zu überlegen an, wie man hier denn helfen konnte. Schließlich kann man ein Zuhause ja nicht einfach irgendwo bestellen und liefern lassen. Sie rief den 2. Weihnachtsengel zu sich und erklärte ihm die Situation. „Ich habe da eine Idee“ sagte der Engel und verschwand geschäftig wieder in seinem Büro. Verdutzt blickte ihm das Christkind hinterher und blieb an ihrem völlig überfüllten Schreibtisch sitzen. Kurz darauf kam er zurück „Ich habe mich erkundigt, die Dame Maria lebt in Bulgarien und so wie es ausschaut, ist ihr Mann gerade losgezogen, um ein neues Zuhause für Minka zu suchen. Wir müssen uns da sofort einschalten und ich habe auch schon eine Idee!“ berichtete er mit vor Freude geröteten Wangen. „Vertrau mir Christkind, ich sorge dafür, daß Georg auf die richtigen Leute trifft!“
Das Christkind ging an diesem Abend mit hoffnungsvollen Wünschen und Gedanken ins Bett und nahm sich fest vor, das Schicksal von Minka im Auge zu behalten.

Hannelore
Hannelore

Wenige Tage später kam der 2. Weihnachtsengel mit einem traurigen, aber zufriedenen Lächeln wieder zu ihr ins Büro: „Wir haben es tatsächlich geschafft! Georg hat sich in Bulgarien an die richtigen Leute gewandt und nun hat Minka ein neues Zuhause in Deutschland gefunden. Seine Frau Maria durfte es noch erfahren, bevor sie für immer eingeschlafen ist. Jetzt m¨ssen wir nur noch dafür sorgen, daß sie dort sicher ankommt!“ „Schick sofort die sanften Reiseengel los, damit sie über Minkas Fahrt nach Deutschland wachen, und auch die Wetterengel sollen dafür sorgen, daß es keinen Sturm auf der Fahrt gibt!“ sagte das Christkind aufgeregt. „Schon erledigt – sie stehen alle bereit, um über ihre lange Reise zu wachen“ erwiderte der Weihnachtsengel mit einem zufriedenen Lächeln im Gesicht.

Zum ersten Mal seit vielen Jahren war das Christkind sehr froh darüber, daß es einen solch außergewöhnlichen Weihnachtswunsch erfüllen konnte. Trotzdem wollte sie das Schicksal von Minka, die von nun an Gerda heißen sollte, weiter beobachten.
Am heiligen Abend machte sich das Christkind in Begleitung vom 2. Weihnachtsengel auf die lange Reise auf die Erde. Nach einem turbulenten Flug kamen sie in einem kleinen Dorf an und nach kurzer Suche h

Kater Theo von Michaela
Kater Theo von Michaela

atten sie auch gefunden, nach was sie gesucht hatten. Zufrieden betrachteten sie durch die Fenster des Hauses die 12 Katzen. Gerda saß zwar noch etwas abseits und ihr war alles noch nicht ganz geheuer, aber sie hatte ihr große Angst vom Anfang schon etwas abgelegt. Zufrieden beobachteten der Weihnachtsengel und das Christkind, wie der große rote Kater Dieter ihr vorsichtig ein kleines Glitzerbällchen zuspielte. Sie sahen auch, daß Nitika sanft und leise auf Gerda einsprach und ihr somit die Angst nahm. Auch die anderen Miezen verhielten sich so, als sei Gerda schon immer da gewesen. „Siehst du Weihnachtsengel, manchmal sind es nicht die großen Wünsche, die man erfüllen muss, manchmal sind es die kleinen einfachen Wünsche, die die Welt ein bisschen besser machen!“

 

Vielen Dank an Manuela für die Erlaubnis der Veröffentlichung.

 

 

 

 

 

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