Vorhang auf für DEN TIERSCHUTZ

Wird Nachbar’s Hund verhauen, ist das ein ganz klarer Fall für DEN TIERSCHUTZ. DER TIERSCHUTZ soll doch mal das Veterinäramt anrufen! Meine Katze, die hat mir heute einen verletzten Spatzen gebracht. Jetzt müsste aber wirklich mal DER TIERSCHUTZ kommen und ihn bei mir Zuhause abholen! Selbstverständlich soll DIESER TIERSCHUTZ die Tierarztkosten begleichen und den Spatzen die nächsten Wochen im 2-Stunden-Takt pflegen und aufpäppeln bis er wieder fit ist oder ihn, wenn notwendig, lebenslang unterbringen. Stolz poste ich bei Facebook ein Bild, weil ich den Spatzen immerhin gerettet habe. Mein Mähroboter hat auch gerade einem Igel das Bein abgetrennt. DER TIERSCHUTZ muss sich nun aber doch sehr beeilen, sonst verblutet er. DER TIERSCHUTZ soll immer verfügbar sein für jeden, 24 Stunden an 7 Tagen der Woche, vor dem Rechner und am Telefon und erst recht mit dem Auto. DER TIERSCHUTZ berät zu jeder Zeit und in allen Fragen, rund um alle Tierarten. Er ersetzt kostenlos einen Tierarzt via Ferndiagnostik.

DER TIERSCHUTZ soll meine Haustiere aufnehmen und vermitteln, auf die ich verständlicherweise durch (*) (*ersetze wahlweise durch Allergie/Umzug/Schwangerschaft/Kind/Scheidung usw. usf.) keine Lust mehr habe.
DER TIERSCHUTZ hat sonst schließlich nichts weiter zu tun und wartet auf meine persönliche Meldung. DER TIERSCHUTZ soll sich mal nicht so haben, er hat schließlich unendlich viel Geld. Immerhin wird er staatlich finanziert und erhält Spenden ohne Ende!
Jetzt reicht’s aber! Wenn du dich in einem der genannten Punkte wiederfindest, wird es ganz klar Zeit, dass du deine Vorstellungen überdenkst! Ich muss dir an dieser Stelle leider sagen: DEN TIERSCHUTZ gibt es in dieser Form nicht!
DER Tierschutz – das sind ganz normale Menschen mit Arbeit (sofern sie nicht durch ihre aufopferungsvolle Tätigkeit inzwischen arbeitslos und/oder chronisch krank geworden sind..), von der sie ihren Lebensunterhalt finanzieren müssen, mit Kindern, eigenen Sorgen, Nöten und Träumen aber auch einem Bedürfnis zu atmen, zu essen und zu schlafen! Diese Menschen haben sich entschieden, Verantwortung zu übernehmen als du sie nicht übernehmen wolltest oder konntest und das war keine Selbstverständlichkeit! Fast alle Pflegestellen, die beraten, Tiere sichern, pflegen, unterbringen und vermitteln, handeln ehrenamtlich und zahlen die tierärztliche und futtertechnische Versorgung häufig obendrauf aus eigener Tasche! Selbst ein Vereinshintergrund deckt in den seltensten Fällen auch nur annähernd die dabei entstehenden Kosten ab.
D DU SELBST kannst „Tierschutz“ werden und mehr Verantwortung übernehmen für den Zustand, in dem sich unsere Tierwelt befindet.
E ERLERNE und ERPROBE Wissen bei fachkundigen Pflegestellen, um selbst aktiv mithelfen zu können.
R RUHE dich nicht auf den Aktivitäten anderer Menschen aus.
T TIERSCHUTZ ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die nicht nur von Einzelnen getragen werden kann und sollte.
I INTERNETSEITEN, Online-Gruppen und Schreibkontakte können keinen Tierarztbesuch ersetzen. Während du versuchst, Geld zu sparen, bezahlt dein Gegenüber häufig mit Zeit und Nerven durch stundenlanges Rätselraten.
E ERWARTE NICHT, dass jemand anderes kommen wird, wenn du nicht tätig wirst. Jeder kann etwas tun!
R RESPEKTIERE die ehrenamtliche Arbeit von Menschen, die sich für Tiere einsetzen!
S SIEH HIN und STELL die richtigen Fragen, wenn Pflegestellen und örtliche Tierschutzvereine Hilfe benötigen: „Was brauchst du, um deine Tätigkeit fortzusetzen?“
C CHRONISCHER ÜBERLASTUNG der Pflegestellen und Tierschutzvereine muss entgegengewirkt werden, weil von DEM TIERSCHUTZ sonst in absehbarer Zeit nicht mehr viel übrig ist.
H HÜTE dich davor, durch Anspruchsdenken und Erwartungshaltung Druck auf Personen zu erzeugen, die ehrenamtlich tätig sind. (Das gilt leider auch für Pflegestellen untereinander.)
U UNTERSTÜTZE deine regionalen Tierschutzvereine und Pflegestellen finanziell, materiell und/oder tatkräftig so oft, wie es dir möglich ist.
T TIERSCHUTZ bedeutet auch Pflegestellenschutz sowie Unterstützung von Tierschutzvereinen.
Z ZÖGERE NICHT, selbst zu tun, was du erledigen kannst, um Pflegestellen und entsprechende Vereine vor Ort zu entlasten.
„Wenn der Märchenprinz erschiene, das wär wunderbar. Doch, du weißt es selbst, er macht sich heute leider rar. Dauernd muss man ihn vertreten, der scheint sich auszuruh‘n. Man muss selbst nach Wegen suchen, selber etwas tun. Dann kann schon ein Märchenprinz kommen und alle schau‘n staunend ihm zu. Es können noch Wunder geschehen, der Märchenprinz aber bist du.“ (Gerhard Schöne)
Von Herzen danke ich allen meinen unsichtbaren Märchen-Prinzen und Prinzessinnen, die jeden Tag so viel Verantwortung tragen, schuften und ackern, in den meisten Fällen unbezahlt, viel zu wenig wertgeschätzt und unterstützt – bis zur völligen Aufgabe eigener Wünsche und Lebenswege.
 
Gefunden auf Facebook von: Uta Lüdtke
 
 
 
 
 

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